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Drachenbrut!

15 September 2010 - 07 November 2010

Jahrhundertelang glaubte man, dass Drachen wirklich existieren. Innerhalb der Kryptozoologie (die die Fabelwesen erforscht) wurde eifrig nach Beweisen gesucht: Von Dinosaurier-Eiern und -Fußabdrücken, Skeletten … bis hin zu ‘echten’ Drachen, die von hinterlistigen Fälschern für Raritätenkabinette angefertigt wurden.

Mensch und Drache waren vor allem im Westen wahrlich keine Freunde: der Drache als Verkörperung des Bösen. Drachentöter waren daher sehr populär. Im Nibelungenlied tötet der Held Siegfried den Drachen Fafner. Der Heilige Georg wird fast überall in Europa als geharnischter Ritter mit einem sterbenden Monster zu seinen Füßen dargestellt. Auch der Heilige Michael beteiligte sich nach allen Kräften am Kampf gegen das Böse. Herkules, Kadmos und andere mythische Figuren, die keine Furcht kennen, sorgen immer wieder dafür, dass der Drache besiegt wird. Aus diesem Grund ist es nicht verwunderlich, dass der feuerspeiende Drache auch eine bedeutende Rolle in der Welt des Militärs spielte. Als abschreckendes Symbol zierte er Helme, Schilde und sogar Gewehre. Auf Plakaten in Kriegszeiten wurde der Drache hingegen oft als Symbol für den perfiden Feind benutzt.

Ganz anders im Osten! Asiatische Drachen sehen zwar genauso angsteinflößend aus wie ihre westlichen Brüder, allerdings sind sie als positive Symbole meistens Verbündete der Menschen. Der chinesische Neujahrsdrache verspricht nur Gutes. Kaiserliche Mäntel, reich bestickt mit fabelhaften Drachenmotiven, belegen den hohen, glücksbringenden Status des Tieres.
‘East meets West’ … Östliche Drachen fanden über die Chinoiserie, eine Modeerscheinung im achtzehnten Jahrhundert, auch in unsere Kultur Eingang. Zahlreiche Teeservice aus Porzellan zeugen noch davon. Das berühmte ‘Ming-Drachen’-Service aus Meißen wird sogar heute noch hergestellt. Auch in Tätowierungen, Märchen, Comics und Fantasy-Romanen begegnen wir noch immer chinesischen Drachen.

Sogar Vergnügungsparks haben eine gewisse Vorliebe für Drachen, und Kuscheltiere schützen vor Albträumen. Finstere ‘Nebeldrachen’ verkörpern wiederum eine Reihe von Konstruktionsfehlern in unserer Psyche. Es sind oft perverse Symbole, die gleichzeitig Abscheu und Faszination hervorrufen. Sie lassen zumindest niemanden unberührt.
Der romantische Drache hat dagegen nichts mit sentimentalen Geschichten zu tun. Er tauchte im neunzehnten Jahrhundert auf, als das Mittelalter plötzlich wieder im Mittelpunkt des Interesses stand. Viele europäische Künstler haben diesem Vorläufer des Fantasy-Drachens Gestalt verliehen. Er wurde ein bevorzugtes Element für die Verzierung von Springbrunnen, Schmuckkästchen (der Drache als Schatzhüter),...

In diesem Herbst werden Ihnen in Schloss Gaasbeek Drachen in verschiedenen Farben und Formen auf den Fersen sein. Es wird bestimmt eine feurige Ausstellung!